Peter Eck/SP-X - 6. September 2015, 11:19 Uhr - 4x4 Allrad NEUHEITEN
Test: Kia Sorento 2.2 CRDi - Ende Gelände
Mit dem Sorento begann für Kia die eigentliche Erfolgsgeschichte - zumindest in Deutschland. In der aktuellen dritten Generation ist das SUV so gut geworden, wie man es sich beim Debüt der Marke Anfang der 90er-Jahre wohl kaum hätte vorstellen können. Allerdings sind dieser Entwicklung einige Eigenschaften auch zum Opfer gefallen.
Der Erfolg der kleineren Schwestermarke begann in Deutschland 2002 mit der Einführung des Sorento. Seit diesem Jahr ist die dritte Generation auf dem Markt und das Fahrzeug hat sich so wie die meisten Vertreter dieser Gattung gewandelt: Vom Geländewagen zum SUV mit eindeutigem Pkw-Charakter.
Dies zeigt sich schon optisch bei der vom deutschen Chefdesigner Peter Schreyer spannungsvoll, aber nicht übertrieben gezeichneten Karosserie und setzt sich im Innenraum mit feinen Materialien und bester Verarbeitung fort. Beim Start des Motors stutzen wir sogar: Hat Kia uns hier ein Modell mit einem in dieser Klasse hierzulande unüblichen Benzinmotor hingestellt? Kann nicht sein, denn für den Sorento ist nur ein Antrieb im Angebot, ein 2,2-Liter-Diesel mit kräftigen 147 kW/200 PS. Aber der ist so leise und/oder so gut gedämmt, dass man selbst im kalten Zustand kaum dieseltypisches Knurren oder gar Nageln vernehmen kann.
Tatsächlich passt der Selbstzünder ausgezeichnet zu diesem immerhin knapp 4,80 Meter großen SUV, das es zwar auch nur mit reinem Frontantrieb gibt, hier aber über Allradantrieb verfügt. Mit 440 Newtonmetern steht der Motor gut im Futter, zumal dieses Drehmoment in einem für Diesel relevanten Bereich zwischen 1.750 und 2.750 U/min zur Verfügung steht und auch darüber nicht abrupt abfällt. In knapp 10 Sekunden erreicht der Koreaner 100 km/h und beschleunigt weiter auf bis zu 200 Spitze. Mehr muss auch nicht sein, denn der Sorento fühlt sich bei mittlerem Tempo auf der Autobahn deutlich wohler. Zumal die Sechsstufen-Automatik zwar im Großen und Ganzen ihre Arbeit zufriedenstellend verrichtet, für ein Fahrzeug mit Premium-Anspruch müssten es aber eigentlich ein bis zwei Gänge mehr sein. Trotzdem: Auch mit dem Testverbrauch von glatt 8 Litern waren wir letztlich zufrieden, versprochen waren 6,7 Liter.
Moment mal, war da gerade ganz nebenbei von ,,Premium" die Rede? Nun, das ist sicher eine Frage der Definition, aber so ganz weit entfernt ist der Sorento davon inzwischen nicht mehr. Die Qualität stimmt, es fehlt lediglich an Image. Was man angesichts der Preise und der wie stets bei Kia siebenjährigen Garantie (bis 150.000 Kilometer Laufleistung) aber gerne in Kauf nimmt.
Unser Testwagen war übrigens mit den aufpreispflichtigen zwei Zusatzsitzen ausgerüstet, was das SUV also zum Siebensitzer macht. Wir haben es ausprobiert: Zwei ausgewachsene, allerdings noch junge und mit entsprechend dehnungsfreudigem Körper versehene Männer schafften es problemlos in die dritte Reihe und hielten es dort auch 50 Kilometer lang aus. Das schafft längst nicht jedes SUV mit sieben Sitzen.
Allradantrieb und Navi, Xenonlicht, Rückfahrkamera, Spurhalte- und Spurwechselassistent, Ledersitze und 19-Zoll-Alus - unser Sorento war tatsächlich komplett ausgestattet und ließ keine Wünsche offen. Der Testwagenpreis von knapp 51.200 Euro lässt einen erschrecken, zumal der Grundpreis für ein Fahrzeug mit fünf Sitzen, Frontantrieb und dem Nötigsten an Komfort mit rund 35.000 Euro ausgewiesen ist. Trotzdem: Selbst in der Vollausstattung ist der Kia verglichen mit deutschen Wettbewerbern ein echtes Schnäppchen. Ein VW Touareg mit etwa gleichstarkem Diesel startet erst bei 53.000 Euro und kostet mit vergleichbarer Ausstattung am Ende wahrscheinlich rund 20.000 Euro mehr als der Kia.
Da verzeiht man dem großen SUV auch, dass er seine Gene inzwischen komplett eingebüßt hat. Ein tolles Auto ist der Sorento ja geworden, aber was seine ursprünglichen Fähigkeiten angeht, lässt sich nur sagen: Ende Gelände.
Kia Sorento 2.2 CRDi - Technische Daten:
Siebensitziges SUV der Mittelklasse; Sechsgang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, Version: 7-Sitzer, Länge: 4,78 Meter, Breite: 1,89 Meter (mit Außenspiegeln: 2,14 Meter), Höhe: 1,69 Meter, Radstand: 2,78 Meter, Kofferraumvolumen: 660 - 1.732 Liter
2,2-Liter-Turbodiesel; 147 kW/200 PS, maximales Drehmoment: 441 Nm bei 1.750 - 2.750 U/min, 0-100 km/h: 9,6 s, Vmax: 200 km/h, Durchschnittsverbrauch je 100 Kilometer: 6,7 Liter, CO2-Ausstoß: 177 g/km, Abgasnorm: Euro 6, Effizienzklasse: B, Testverbrauch: 8,0 Liter
Preis: ab 34.990 Euro (5-Sitzer, Frontantrieb, Edition 7)
Preis des Testwagens: 51.190 Euro (7-Sitzer, Allradantrieb, Platinum-Edition)
Kia Sorento 2.2 CRDi - Kurzcharakteristik.
Warum: komfortabel, gelungenes Design, preiswert, lange Garantien
Warum nicht: nicht geländetauglich, Automatik nur mit 6 Gängen, wenig Image
Was sonst: VW Touareg, BMW X5
Dieser Artikel aus der Kategorie 4x4 Allrad Auto NEUHEITEN wurde von Peter Eck/SP-X am 06.09.2015, 11:19 Uhr veröffentlicht.
